Eine Woche wie ein großer Bordeaux

Reise-Gruppenbild: Habsburg, Gulasch-Sozialismus und EU

Bordeaux ist der Inbegriff für Rotwein. Bordeaux steht aber auch für die 250000 Einwohner große Weltstadt des Weins und für eine mit Reben gesegnete Region, mit 113000 Hektar so groß wie alle 13 deutschen Anbaugebiete zusammen. Gründe genug für eine Stimme-Wein-Leserreise, eine Woche so dicht wie ein großer Bordeaux, mit kräftigen Weinen, feinen Speisen, informativen Führungen. Regie: Werner Weidenmann, der einst den Weinkonvent Dürrenzimmern führte, und Regine Krauss aus Bremen, die sich nach 30 Jahren eine Bordelaiserin nennen darf. Uwe Petau steuert den Müller-Bus aus Massenbachhausen durch ganz Frankreich und schließlich über die Flüsse Garonne und Gironde zu zwei Dutzend Adressen.

Während es nicht allen der über 12000 Weinbauern so gut geht wie den berühmten Grand-Cru-Châteaux, boomt die historische Handelsstadt Bordeaux. Zwischen nagelneuer Stadtbahn, Straßenbaustellen, Neubaugebieten und wiederentdeckten Flussufern zieht mancher Leser Parallelen zur Weinstadt Heilbronn am Neckar – bis hin zur futuristisch anmutenden Lern- und Erlebniswelt Cité du Vin, einem multimedialen und interaktiven Museum für die Kultur der Reben.
Was viele nicht wissen: 20 Prozent der Bordeaux-Tropfen sind weiß, etwa die Sauternes-Süßweine, die in Kombination zu Käse die 40 Stimme-Feinschmecker bei Clos Haut-Peyraguey mit der Zunge schnalzen lassen. Der spritzig-frische Entre-deux-Mers passt ideal zu Meerestieren, wie sich später in einer Austernzucht bei Arcachon zeigt, deren Besuch in eine feuchte Atlantik-Schifffahrt und der Besteigung der 117 Meter hohen Dune de Pyla mündet.

Den Höhepunkt der Reise bildet der Besuch von Château Canon La Gaffelière, wo der dynamische Patron Stephan Graf Neipperg die Besucher aus der Heimat für den naturnahen Weinbau sensibilisiert und dessen Industrialisierung in den Wirtschaftswunderjahren geißelt. Mit Blick aufs nahe St. Émilion mit seinen kilometerlangen Kellern und unterirdischen Kirchen, stellt der humorvolle Graf klar: „Dieses Städtchen zählt zum Weltkulturerbe, aber nicht wegen der Genossenschaft.“ Viele Bordelaiser Güter gehören Investoren aus aller Welt. De Candale etwa wird von einem Steckdosenfabrikanten auf Vordermann gebracht. Der Schweizer Armand Schuster de Ballville hat das Château Montlau vor 40 Jahren gekauft und hält im historischen Bauensemble rund um eine 300 Jahre alte Libanonzeder den Charme von Jahrhunderten wach. Ein Holländer setzt in Château de Tertre auf Weintourismus nach höchster französischer Lebensart, zwischen Luxus-Appartements im Schloss und Schwimmteich im Park. Heiligen Hallen gleichen derweil die Keller des ehedem päpstlichen Château Pape Clement.

Die lange Heimreise schließlich verkürzt eine Zahnradbahnfahrt auf den 1500 Meter hohen Vulkankegel Puy de Dôme in Clermont-Ferrand – mit traumhafter Aussicht, die scheinbar „bis zum Heuchelberg reicht“, wie ein Stimme-Leser aus Leingarten witzelt. Kilian Krauth

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